Was
ist
ein
Klettersteig?
»
Was
gibt
es
zu
beachten?

10/2024

A climber wearing Mammut gear navigates a challenging rock face using ropes and climbing equipment, captured from an overhead perspective.

Du gehst in deiner Freizeit wandern und bergsteigen, würdest dich aber gerne dem Klettern annähern und dich in steile Felswände und auf ausgesetzte Grate wagen? Dann ist ein Klettersteig genau das Richtige für dich. Klettersteige bieten eine gesicherte Möglichkeit, anspruchsvolle Routen zu bewältigen und die spektakuläre Bergwelt aus einer neuen Perspektive zu erleben. Doch bevor du dich ins Abenteuer stürzt, ist es wichtig zu wissen, was ein Klettersteig genau ist, wie er sich vom traditionellen Klettern unterscheidet und was du dafür benötigst.

Klettern vs. Klettersteig: Was ist der Unterschied?

Ein Klettersteig, auch bekannt als „Via Ferrata“, ist ein gesicherter Kletterweg, der mit Stahlseilen, Leitern und anderen festen Verankerungen ausgestattet ist. Diese Hilfsmittel ermöglichen es dir, steile Felswände und exponierte Grate mit Absicherung zu begehen. Ursprünglich wurden Klettersteige in den Alpen zu militärischen Zwecken installiert, heute sind sie eine beliebte Freizeitaktivität für Outdoor-Enthusiast:innen, die das Abenteuer und die Aussicht der Berge selbstständig geniessen wollen, ohne aufwendige Sicherungs- und Abseiltechniken. Mithilfe eines Klettersteigsets sicherst du dich im Prinzip selbst – dazu gleich mehr.

Während sowohl bei Klettersteigen als auch beim Outdoor-Klettern das Besteigen von Felswänden im Vordergrund steht, gibt es wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Disziplinen:

KletternDie Kletterroute startet und endet an der Felswand.
Via ferrataDie Kletterroute startet und endet an der Felswand. Klettersteige weisen zumeist Teile von Wanderrouten auf, somit können einzelne Passagen auch durch Wald und Wiese führen.
KletternAbhängig von der Route kannst du auch “deinen eigenen Weg erklettern”.
Via ferrataDas Verlassen eines Klettersteigs ist i. d. R nicht möglich; der Weg klar vordefiniert.  Es gibt allerdings auch Klettersteige mit markierten Möglichkeiten zum Ausstieg.
KletternRoute zu schwer? Ein Abbrechen ist abhängig vom Schwierigkeitsgrad leicht bis schwer möglich.
Via ferrataRoute zu schwer? Ein Abbrechen ist abhängig vom Schwierigkeitsgrad leicht bis schwer möglich. Route zu schwer? Ein Abbrechen ist nur bei klar definierten Ausstiegspunkten eine Option!
KletternSportklettern ist Teamwork.
Via ferrataKlettersteige kannst du solo begehen.
KletternSicherungs-Know-how ist Grundvoraussetzung.
Via ferrataSelbstsicherung mit Bandschlingen für Rastmöglichkeiten.
KletternStürze gehören dazu; Verletzungsrisiko variiert von gering bis hoch.
Via ferrataStürze sollten auf jeden Fall vermieden werden – hohes Verletzungsrisiko!
KletternOhne Kletterschuhe kein Sportklettern.  (Beim Mixed- oder Eisklettern können auch mal Bergschuhe zum Einsatz kommen.)
Via ferrataAbhängig vom Schwierigkeitsgrad sind auch Wanderschuhe, Bergschuhe oder Zustiegsschuhe eine Option.
KletternBeim Klettern wird dein gesamter Körper beansprucht.
Via ferrataBeim Klettersteig stehen Armkraft, Kondition und Trittsicherheit im Vordergrund.
EscaladeTechnisches Kletter-Know-how gilt als essentiell.
Via ferrataTechnisches Kletter-Know-how ist erst ab höheren Schwierigkeitsgraden hilfreich bzw. notwendig.

Beim Klettern, insbesondere beim Sportklettern, nutzt man Kletterseile ↗, Klettergurte ↗ und spezielle Sicherungstechniken, um sich an natürlichen Griffen und Tritten an der Felswand fortzubewegen. Dabei ist man besonders auf körperliche Kraft, Technik sowie auf die Sicherung durch eine:n Partner:in angewiesen.

Im Gegensatz dazu sind Klettersteige durchgehend mit Stahlseilen gesichert, die je nach Schwierigkeitsgrad und Gegebenheiten der Felsen in unterschiedlichen Abständen verankert sind. Zusätzlich gibt es weitere “künstliche” Hilfsmittel wie Leitern, Trittstufen und Stifte aus Eisen. Auch in den Fels gehauene Tritte und Griffe bieten dir beim Bezwingen eines Klettersteigs Halt. Um sich während des gesamten Aufstiegs zu sichern, verwenden Klettersteiggeher:innen ein Klettersteigset ↗.

A climber wearing Mammut gear grips a rugged rock face while ascending, equipped with high-quality climbing equipment attached to their harness.
Individual handling a Mammut orange climbing rope with a belay device against a rugged rock face.
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Ausrüstung für den Klettersteig – Must-haves

Um einen Klettersteig sicher zu meistern, benötigst du die richtige Ausrüstung. Hier ist eine Liste der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände:

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  1. Klettersteigset ↗: Besteht aus zwei Karabinern, die über elastische Bänder mit einem Dämpfungssystem verbunden sind. Dieses Set sorgt dafür, dass du stets gesichert bist.

  2. Klettergurt ↗: Ein gut sitzender Klettergurt ist unerlässlich, um das Klettersteigset zu befestigen und dich sicher am Seil zu halten.

  3. Kletterhelm ↗: Schützt deinen Kopf vor Steinschlag und anderen Gefahren.

  4. Handschuhe: Spezielle Klettersteighandschuhe bieten besseren Griff und schützen deine Hände vor Abrieb am Stahlseil.

  5. Geeignete Schuhe ↗: Feste, griffige Schuhe mit eher steifer Sohle und Zehenkappen bzw. “climbing zone” sind wichtig für präzises Steigen auf Felsen und Metallstufen.

Mehr zur geeigneten Ausrüstung erfährst du in unserem Guide zu Klettersteigausrüstung.


Wie funktioniert das Begehen eines Klettersteigs?

Bereits beim Zustieg solltest du bei Steinschlaggefahr einen Kletterhelm ↗ aufsetzen. Zu Beginn des Klettersteigs sicherst du dich mit deinem Klettersteigset am Stahlseil, das entlang der Route verläuft. Das Set besteht aus zwei Karabinern, die durch sogenannte elastische Arme an einem Dämpfungssystem befestigt und mit deinem Klettergurt verbunden sind. Du klinkst dich mit beiden Karabinern in das Stahlseil ein und bewegst dich schrittweise vorwärts.

Wenn du zu einer Verankerung kommst und das Seil dadurch unterbrochen wird, musst du die Karabiner umhängen. Dafür öffnest du zuerst einen Karabiner, hängst ihn aus und klinkst ihn hinter der Verankerung wieder ins Stahlseil ein. Erst dann machst du dasselbe mit dem zweiten Karabiner, sodass du nie ungesichert bist.

Klettersteige können je nach Schwierigkeitsgrad durch Trittstifte, Leitern und Klammern, die dir Halt und Orientierung bieten, erleichtert werden. Achte stets darauf, dich langsam und kontrolliert zu bewegen, besonders an schwierigen oder exponierten Stellen. Platziere deine Füsse sorgfältig und verwende die Kraft deiner Beine, um dich hochzudrücken. Vermeide es, dich nur mit den Armen hochzuziehen, um Kraft zu sparen. So kannst du dein Abenteuer unbeschwert erleben.

Das solltest du beim Klettersteig beachten

Klettersteiggehen ist an und für sich nicht besonders schwer, aber es erfordert Vorsicht und Vorbereitung. Egal, ob du deinen ersten Klettersteig ausprobierst oder schon Erfahrung hast, es gibt eine Vielzahl von Routen mit unterschiedlichen Längen und Schwierigkeitsgraden für dich. In jedem Fall ist es ein Abenteuer! 

Du solltest dabei einige wichtige Regeln beachten. Wenn du noch nie auf einem Klettersteig warst, ist es ratsam, einen Kurs zu belegen – etwa beim Alpenverein oder einer Bergschule. Dort kannst du notwendige Kenntnisse erwerben und lernen, wie du korrekt mit deiner Ausrüstung umgehst.

Die verschiedenen Schwierigkeitsgrade von Klettersteigen

Wenn du dir bestimmte Klettersteige in einem Guide oder online ansiehst, wirst du die angegebenen Schwierigkeitsgrade bemerken. Es gibt verschiedene Skalen, die je nach Region variieren: In Österreich, Trentino, Südtirol, Lichtenstein und Slowenien kommt hauptsächlich die Schall-Skala zum Einsatz – diese reicht von A (leicht) bis E (extrem schwierig). In Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein wird die Hülser-Skala verwendet, die von K1 (leicht) bis K6 (extrem schwierig) reicht. Hier haben wir die Skalen für dich zusammengefasst. 

A  / K1 (leicht)

Leichte Klettersteige ähneln oft einer Wanderung, bei der nur an exponierten Stellen Sicherungen wie Geländer oder Stahlseile angebracht sind. Meistens sind keine Sicherungen erforderlich, und diese Routen können von untrainierten, jedoch trittfesten Wanderern problemlos gemeistert werden. Sie bieten eine gute Einführung und ermöglichen es, erste Erfahrungen ohne technische Vorkenntnisse zu sammeln.

B (mässig schwierig) / K2 (mittel)

Mässig schwierige Klettersteige führen über steileres Felsgelände, und sind mittels Trittstiften, Stahlseilen und Ketten gesichert. Längere und steilere Leitern sind hier üblich, und eine gewisse Armkraft ist Voraussetzung. Bei Seilbrücken ist Geschicklichkeit erforderlich. Für Kinder und Anfänger:innen wird eine zusätzliche Seilsicherung empfohlen.

C (schwierig) / K3 (ziemlich schwierig)

Schwierige Klettersteige führen durch sehr steiles Felsgelände mit meist senkrechten Passagen oder leichten Überhängen, die mittels Leitern, Trittstiften und Klammern versehen sind. Die Abstände zwischen den Tritthilfen werden grösser und erfordern viel Kraft. Diese Routen sind für Kinder und Anfänger:innen nicht geeignet.

D (sehr schwierig) / K4 (schwierig)

Sehr schwierige Klettersteige verlaufen oft durch senkrechten Fels mit wenigen Raststellen. Häufig sind nur wenige Trittstifte und Eisenklammern vorhanden, und die Abstände zwischen den Tritthilfen sind sehr gross. Das Begehen dieser Steige erfordert viel Kraft und Ausdauer und ist nur für trainierte Klettersteiggeher:innen geeignet. Diese Routen sind nichts für Anfänger:innen.

E (extrem schwierig) / K5 (sehr schwierig)

Extrem schwierige Klettersteige beinhalten lange Passagen an glattem, senkrechtem Fels sowie grosse Überhänge, die nur mit extremer Kraft und technischer sowie mentaler Stärke bewältigt werden können. Diese Routen sind nur für sehr gut trainierte Klettersteiggeher:innen geeignet. Selbst erfahrene Bergsteiger:innen benötigen hier teilweise eine Seilsicherung sowie eine zusätzliche Kurzfixierung.

K6 (extrem schwierig)

Klettersteige, die nur mehr mit Stahlseil begehbar sind, meist ohne Tritthilfen mit sehr steilen bis überhängenden und überaus anstrengenden Passagen.

Zu beachten

Bitte beachte, dass es noch weitere Skalen gibt und du dich ĂĽber die jeweilige Skala vor Begehen eines Klettersteigs informieren solltest. Am besten wendest du dich bei Fragen an den Alpenverein oder an einen anderen Bergsportverein.

Klettersteige sind eine abenteuerliche Möglichkeit, die Berge auf eine neue Art und Weise zu entdecken. Mit der richtigen Ausrüstung, einer sorgfältigen Vorbereitung und einem Bewusstsein für die verschiedenen Schwierigkeitsgrade kannst du sicher und selbstbewusst die schönsten Herausforderungen meistern. Wenn du noch mehr Inspiration zu Ausrüstung, Outfit und Co. benötigst, schau doch mal bei unseren Mammut Athlet:innen ↗ vorbei.


Via-Ferrata SS23 Ticino 001